Page 6 - Menhir_Obermeiser
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Dort taucht die Bezeichnung “Am Huenenstein“ bzw. “Om Huensteen“ auf.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war den Menschen jener
Tage also die Existenz eines großen Steins bekannt, hätten sie doch sonst
nicht die Feldflur nach ihm benannt.
Wahrscheinlich, das kann allerdings nur eine Vermutung sein, war der
Stein über die Jahrhunderte hinweg wieder in Vergessenheit geraten.
Möglicherweise war er als Hindernis für die Landwirtschaft im Acker
versenkt worden und dadurch oberirdisch nicht mehr zu erkennen.
Beim Pflügen des Feldes mit Pferde- oder Ochsengespannen dürften die
Pflugschare wegen ihrer geringen Arbeitstiefe den Stein nicht erreicht
haben. Erst moderne Landtechnik, mit einer wesentlich größeren
Tiefenwirkung, machte den mächtigen Stein zu einem ernstzunehmenden
Hindernis und brachte ihn letztendlich wieder ans Tageslicht.
Neben der Beseitigung eines Hindernisses für die Landwirtschaft sind
aber auch noch andere Gründe für sein Verschwinden im Untergrund
denkbar.
Wenn es sich bei dem Hünstein tatsächlich um einen Menhir handeln
sollte, gehörte dieser also zu einer kultischen Stätte. Mutmaßungen gehen
von der Annahme aus, die Steine könnten Ruhesitz für die Seelen der
Verstorbenen sein, oder auch Grabwächter.
Auf dem Konzil von Tours (567) wurde den Priestern befohlen, allen
Menschen, die noch aufgerichtete Steine verehrten, den Eintritt in die
christliche Kirche zu verwehren. Auf dem Konzil zu Nantes (658) wurde
beschlossen, dass alle Menhire umgestürzt werden sollten oder aber
darüber Kirchen bzw. Kapellen zu bauen seien.
Insofern wäre es also auch vorstellbar, dass der Stein nicht wegen seiner
Wirkung als Hindernis, sondern wegen der Ausmerzung “unchristlicher“
Lebensweisen zu Fall gebracht und mit Erde überdeckt worden war.
Wie das mit der Wiederentdeckung war, soll die Chronologie der
Ereignisse zeigen.
Die Sanierung des Dorfplatzes in Obermeiser
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