Page 13 - Flugzeugabsturz_Obermeiser
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Bei dem schweren Luftangriff im Oktober 1943 auf Kassel stürzte ein britischer Lancaster Bomber des Typs Mark
          I brennend ab und zerschellte am Oppermannsberg in der Gemarkung Westuffeln an der Grenze zu Obermeiser.

          Der  Pilot  des  Fliegers  war  abgesprungen,  sicher  gelandet  und  hatte  sich  im  Wald  verborgen.  6  Insassen
          verbrannten, es waren 4 Briten und 2 Kanadier, die zunächst in einem Kameradengrab auf dem Friedhof in
          Westuffeln beerdigt wurden.

          Nachdem der überlebende Pilot frühmorgens bei dem ausgebrannten Flugzeug feststellte, dass kein Kamerad
          überlebt  hatte,  stellte  er  sich  am  Morgen  des  24.  Oktober  am  Hagenfeld  (Hohenborn)  dem  dort
          spazierengehenden Artur Glogau, der ihn mit nach Laar ins Haus nahm.

          Dort wurde er erstmal verköstigt und dann von den zuständigen Behörden abgeholt und gefangen genommen.

          Artur  Glogau  (1874  –  1960),  Gartenarchitekt  und Hochschullehrer  in  Geisenheim,  war 1943  längere  Zeit  zur
          Gestaltung und Anlage eines neuen Parkweges in Laar.


          In einer Untersuchung der RAF vom August 1946 gibt der Bürgermeister von Westuffeln, A. Reinhardt, seine
          Beobachtungen zu Protokoll:

          Er bestätigt das Flugzeug in Flammen gesehen zu haben. Es sei aus einer Höhe von ca. 500 m mit steilem Sinkflug
          abgestürzt und schliesslich in einem Feld ca. 2 km westlich des Dorfes zerschellt.

          Der Bürgermeister von Laar Gunter Starck gibt zu Protokoll:

          Er habe gesehen, dass die Maschine von der Flak und dann von einem Nachtjäger getroffen wurde. Im Licht der
          Flammen  habe  er  beobachtet,  dass  eine  Person  herausgeschleudert  wurde.  Das  Flugzeug  sei  nach  unten
          getrudelt und in horizontale Fluglage gekommen, bevor es ausser Sichtweite abstürzte.

          Beide Bürgermeister hatten die Unglücksmaschine am nächsten Morgen in Augenschein genommen. Nach ihren
          Angaben war der vordere Teil schlimm demoliert und ausgebrannt. Es gab anscheinend keine Explosion und der
          Rest der Maschine hatte nicht gebrannt. Beide Bürgermeister bestätigen 6 Leichen. 3 weitgehend verkohlt, 3
          unverbrannt  in  voller  Kleidung.  Es  sei  ihnen  nicht  möglich  gewesen,  die  ursprüngliche  Lage  der  Körper
          festzustellen, da die Wehrmachtssoldaten sie am Näherkommen gehindert haben. Nach Angaben des "Returning
          POW Reports" weist der Pilot Sgt. K. Hurst bei seinem Aufgreifen nur oberflächliche Verletzungen auf.

          Anmerkung:

          In den Berichten der Augenzeugen wird ein zweiter Fallschirm erwähnt. Inwieweit der Schirm sich ganz oder
          teilweise geöffnet hatte oder ob mit ihm ein weiteres Besatzungsmitglied aus der Maschine lebend oder tot
          befördert wurde, bleibt ungeklärt. Als Fluchtmöglichkeit kommen neben dem Ausstieg aus der Plexiglas-Kanzel
          des  Bombenschützen  noch  die  Ladetür  infrage.  Dagegen  soll  die  Öffnung  im  Dach  des  Cockpits  nicht  zum
          Fallschirmabsprung  genutzt  werden.  Auch  die  beiden  Ausstiege  im  Dach  des  Rumpfes  sind  nur  bei  der
          “Wasserung“ der Maschine zu gebrauchen.



















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