Page 12 - Flugzeugabsturz_Obermeiser
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Dabei brennt das Wrack auf Westuffelner Seite nahe an der Uffelner Beeke aus. Das Rinnsal entspringt am
          Huckenberg und markiert die Gemeindegrenze.

          Es erfolgt keine Explosion und das Heck bleibt relativ unbeschädigt. Der Pilot Sgt. Kenneth Hurst überlebt die
          missglückte  Notlandung  durch  Fallschirmabsprung.  Er  sitzt  als  Einziger  einer  Lancaster-Crew  während  der
          ganzen Operation auf seinem Fallschirm angeschnallt. Die übrige Crew soll ihren Schirm erst im Notfall anlegen.

          Er flieht in den angrenzenden Wald und stellt sich am nächsten Tag, Samstag, den 23.10.1943 um 18:00 Uhr in
          Laar (Angabe Bürgermeister Reinhardt), einem Gutshof vor Zierenberg. Luftlinie ca. 3 km vom Unglücksort.

          Nach schwer zu entschlüsselnden Bemerkungen der RAF Verlustmeldung (Loss Card 22) könnten die Soldaten
          Gamage, Rees und Butler durch vorausgehenden Beschuss (killed in afore fire) getötet worden sein. Es sind keine
          Aussagen des Geretteten zum Hergang bekannt. Ebenso werden keine Kontaktmeldungen während des Fluges
          registriert. Der Verlust des Bombers wird mit fehlender Ursache und Ortsangabe unter AIR 27/1089 dokumentiert.

          Lancaster mit fast identischer Startzeit landen noch kurz vor 24:00 Uhr auf dem Heimatflughafen Kirmington
          (Protokoll RAF).

          Es sind Nachtjäger des ganzen Reichsgebietes in dieser Nacht im Grossraum Kassel im Einsatz. Nach Angaben der
          “Luftlage  Reich  vom  23.10.1943“  kommen  diverse  Nachtjäger-Beteiligungen  beim  Absturz  infrage.  Eine
          eindeutige Zuordnung eines Nachtjäger-Piloten ist nicht machbar.

          Folgende Angabe erscheint möglich: Uffz. Klaus Möller, Uhrzeit 21:15 Uhr, 25 km westlich Kassel, 12. Staffel, NJG 3,
          Flughöhe  4600  m, Schema   Lancester.  Von  der  “Luftlage“  werden  am  22./23.10.1943  57  sichere  Abschüsse
          gemeldet. Nach englischen Aufzeichnungen (AIR 11/3411) wurden 42 Bomber mit Verlust verzeichnet. 8 feindliche
          (deutsche) Flugzeuge werden abgeschossen.

          Es ist nicht anzunehmen, dass Nachtjäger am 22.10.1943 auf dem Feldlandeplatz Schachten zum Auftanken
          zwischengelandet  sind,  da  die  Graspiste  erst  1944  angelegt  und  vom  24.11.44  bis  15.12.44  durch  das
          Jagdgeschwader 3 "Udet" genutzt wird.

          Nach der überlieferten Erzählung des Zeitzeugen Dietrich Lohne, der damals als Bürgermeister von Obermeiser
          das Flugzeugwrack an der Gemarkungsgrenze aufgesucht hat, ist der Obere Bordschütze, Sergeant Costello, mit
          beiden Händen an seinem "Browning 303"-Geschütz sitzend, tot aufgefunden worden. Dietrich Lohne äußerte
          die Vermutung, dass der Schütze offenbar bis “zur letzten Patrone“ gefeuert habe.


          Frau Dora von Starck berichtet am 30.08.2015 über die Ereignisse:

          Am Sonntag nach dem Bombenangriff, also am 24.10.1943, befand sich ein befreundeter Gartenbaumeister zu
          Besuch auf Gut Laar. Er ging an diesem Vormittag spazieren in Richtung Hohenborn. Bei dieser Gelegenheit hat
          sich ihm offenbar Kenneth Hurst aus dem Wald heraus zu erkennen gegeben.

          Er ist dann mit zum Gut gekommen und wurde dort zunächst verköstigt. Später wurden dann die Behörden
          informiert und er wurde abtransportiert. Mir ist allerdings nicht bekannt, wo er hingebracht wurde. In Laar hat
          er offenbar schon erklärt, dass er nach seinem Fallschirmabsprung zur abgestürzten Maschine gelaufen ist. Dort
          konnte er allerdings nichts mehr ausrichten. Ich meine mich zu erinnern, dass in den Überlieferungen stand, dass
          ein zweiter Flieger versucht habe, aus der Maschine auszusteigen.

          Das sei ihm aber nicht lebend gelungen. Ob der Schirm nicht aufgegangen war oder er sich anderweitig verletzt
          hatte, konnte ich nicht sagen. Aus meiner Zeit in Westuffeln kann ich bestätigen, dass die sterblichen Überreste
          der Flieger in einer einzigen großen Holzkiste bestattet wurden.

          Am 10.09.2015 bestätigt Frau Dora von Starck schriftlich das vorab mündlich geschilderte Geschehen wie folgt:



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