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Gemäß der Aufforderung des Landesherrn, die eigene Bevölkerung möglichst
zu schonen – ein Verlust an Menschen bedeutete einen Verlust an
Arbeitskräften – wurden schon nach der Entsendung des ersten Kontingentes
die zu ersetzenden Verluste hauptsächlich durch die Anwerbung von Fremden
gedeckt.
Dabei ging man in den ersten Kriegsjahren wohl eher so vor, dass man
Freiwillige suchte, denen man das Geschäft “schmackhaft“ machte.
Man versprach ihnen Reichtum, Gold, Land und vieles mehr. Viele
unterschrieben wohl eher deshalb, weil sie in der Truppe Aussicht auf
regelmäßige Verpflegung hatten.
In späteren Jahren gegen Ende des Krieges häufen sich aber die Berichte,
dass jene “Freiwilligen“ nach derselben Methode zur Truppe geholt wurden,
wie vorzeiten durch die Presskommandos.
Um der Pflicht nachzukommen, das Regiment wehrfähig zu erhalten, war es
zwingend erforderlich, die Anzahl an Soldaten, die sich nicht freiwillig
meldeten, aufgrund der Kantonsregelung aus der Bevölkerung zu rekrutieren.
Dies war juristisch gesehen keine Zwangsrekrutierung, lief jedoch faktisch für
die Betroffenen auf das gleiche hinaus.
Die Bauernsöhne und einfachen Handwerker mussten ihrer Dienstpflicht
gemäß in die Truppe eintreten, ob sie wollten oder nicht.
Der Ablauf einer solchen Rekrutierung ist in wenigen Worten geschildert:
Ein kleiner Trupp Soldaten klopft an die Tür einer Bauernkate, der Familie wird
die Dienstpflicht vorgelesen oder in kurzen Worten erklärt, im Haushalt
befindliche Männer zwischen 16 und 30 Jahren werden mitgenommen, fertig.
Die Betroffenen, sowohl der Einberufene wie auch dessen Angehörige, fügten
sich meist klaglos in ihr “Schicksal“, da diese Vorgehensweise nach damals
gültigem Recht stattfand.
Die Durchführung der geschilderten Maßnahmen, also die Aushebung von
Soldaten aus dem eigenen Volk, wie auch die Anwerbung Fremder, muss mit
zunehmender Dauer des Krieges unter stärker werdendem Druck gestanden
haben.
Die Aufreibung oder Gefangennahme ganzer Regimenter stellte eine große
Belastung für den betreffenden Kanton dar, auch ließ die Begeisterung, sich
freiwillig zu melden, mit zunehmender Kriegsdauer spürbar nach.
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