Page 26 - Menhir_Obermeiser
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Husch fuhr ein Kiebitz schreiend aus dem Moos;
                                      Ich lachte auf; doch trug wie bügellos
                                      Mich Phantasie weit über Spalt und Barren.
                                      Dem Wind hab' ich gelauscht so scharf gespannt,
                                      Als bring' er Kunde aus dem Geisterland,
                                      Und immer mußt' ich an die Decke starren.

                                      Ha! welche Sehnen wälzten diesen Stein?
                                      Wer senkte diese wüsten Blöcke ein,
                                      Als durch das Heid die Totenklage schallte?
                                      Wer war die Drude, die im Abendstrahl
                                      Mit Run' und Spruch umwandelte das Tal,
                                      Indes ihr goldnes Haar im Winde wallte?

                                      Dort ist der Osten, dort, drei Schuh im Grund,
                                      Dort steht die Urne, und in ihrem Rund
                                      Ein wildes Herz, zerstäubt zu Aschenflocken,
                                      Hier lagert sich der Traum vom Opferhain,
                                      Und finster schütteln über diesen Stein
                                      Die grimmen Götter ihre Wolkenlocken,

                                      Wie, sprach ich Zauberformel? Dort am Damm -
                                      Es steigt, es breitet sich wie Wellenkamm,
                                      Ein Riesenleib, gewalt'ger, höher immer;
                                      Nun greift es aus mit langgedehntem Schritt -
                                      Schau, wie es durch der Eiche Wipfel glitt,
                                      Durch seine Glieder zittern Mondenschimmer.

                                      Komm her, komm nieder - um ist deine Zeit!
                                      Ich harre dein, im heil'gen Bad geweiht;
                                      Noch ist der Kirchenduft in meinem Kleide! -
                                      Da fährt es auf, da ballt es sich ergrimmt,
                                      Und langsam, eine dunkle Wolke, schwimmt
                                      Es über meinem Haupt entlang die Heide.

                                      Ein Ruf, ein hüpfend Licht - es schwankt herbei -
                                      Und - »Herr, es regnet« - sagte mein Lakai,
                                      Der ruhig übers Haupt den Schirm mir streckte.
                                      Noch einmal sah ich zum Gestein hinab:
                                      Ach Gott, es war doch nur ein rohes Grab,
                                      Das armen, ausgedorrten Staub bedeckte! -








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